Konzert & Lesung für Amnesty International

Beitragsbild: Oliver Schulz

Aus Anlass des 75. Jahrestages der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte fand am 9. Dezember 2023 um 19 Uhr in der Waldkirche, Planegg ein Benefiz-Konzert mit Lesung statt. Zwischen den Musikstücken las Peter Veit Artikel aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte Texte von Andreas Gryphius, Bert Brecht, Gotthold Ephraim Lessing, und Mascha Kaléko.

Gespielt wurde unter anderem das „Schlaflied zum Wachwerden“, das Barbara Heller 1989 für zum Tod verurteilte Iranerinnen instrumentiert und allen Frauen gewidmet hat, die weltweit aus politischen Gründen verfolgt werden. Silas Bischoff hat das Stück für die Barockinstrumente eingerichtet.

Programm

Jean-Philippe Rameau
Danse du grand Calumet de Paix
Excutée par les Sauvages aus Les Indes Galantes

François Couperin
Concert Nr. 13 à 2 instruments à l’unisson G- Dur
aus Les Goûts-rêunis ou Nouveaux Concert à l’usage des toutes les instruments
1. Vivement | 2. Air. Agréablement | 3. Sarabande. Tenderement | Chaconne légère

Andreas Gryphius Tränen des Vaterlandes

Barbara Heller
Lalai
Schlaflied zum Wachwerden?
für Cello und Laute – Bearbeitung Silas Bischoff

Bertold Brecht Kinderkreuzzug

Carl Friedrich Abel
Sonate a-Moll für Viola da Gamba und Basso Continuo
Abel WV B93 1. Allegro | 2. Adagio | 3. Allegro

Antonio Vivaldi
Sonate a-Moll für Violoncello und Basso Continuo, RV 44
1. Largo | 2. Allegro poco |3. Largo | 4. Allegro

Mascha Kaléko Rezept

Antoine Forqueral
Chaconne. La Buisson aus Pieces de Voile, 2. Suite G-Dur für Viola da Gamba und Laute

Gotthold Ephraim Lessing Ringparabel aus Nathan der Weise

Benedetto Marcello
Sonate für zwei Violoncelli oder Viola da Gamba und Basso Continuo c-Moll, op. Nr. 2
1. Largo | 2. Presto |Grave | 4. Presto

Anna Zimre - Viola da Gamba

aus Lindau stammend, ist nicht in einer Musikerfamilie aufgewachsen, aber kam durch die Förderung ihrer musikliebenden Eltern schon früh mit Musik in Berührung. Nach dem Abitur und einem Jungstudium am Landeskonservatorium Vorarlberg in den Fächern Cello und Klavier führte Annas Weg zunächst an die Universität. Nach Umwegen über verschiedene Studiengänge (u.a. einem abgeschlossenen Studium der Kulturwissenschaft) und dank dem Impuls ihrer Schwester, der Oboistin Tatiana Zimre, fand Anna schließlich zum Barockcello.

Es war Liebe auf den ersten Strich. Die Spielhaltung ohne Stachel, der warme Ton der Darmsaiten, die Sprache der barocken Phrasierung, die interpretatorische Freiheit und die intellektuelle Herausforderung, mit den Quellen umzugehen – es war wie nach langer Suche zu Hause angekommen zu sein. Als dann auch noch die Viola da Gamba auf den Plan trat, war das Glück vollkommen.

Das Studium führte Anna an die Musikhochschule München zu Kristin von der Goltz (Barockcello) und Hartwig Groth (Viola da Gamba) sowie ans Mozarteum Salzburg zu Vittorio Ghielmi. Weitere wichtige Impulse erhielt sie von Alfredo Berbardini, Ophelie Gaillard, Gerhard Darmstadt und Friederike Heumann. Sie konzertiert regelmäßig solistisch und mit namhaften Ensembles und ist auf großen Festivals zu Gast. Die beiden von ihr gegründeten Ensembles liegen Anna besonders am Herzen: Die Kammermusikformation Aria Variata veröffentlichte 2017 ihre erste CD. Das Barockorchester Muniche Baroque wurde im selben Jahr mit einem fulminanten Debut aus der Taufe gehoben und ist dabei, sich in der Münchner Barockszene einen Namen zu machen.

Michael Veit - Barockcello

wurde in München geboren und hatte im Würmtal Cellounterricht bei der Casals-Schülerin Freda Pflüger von Bültzingsloewen und bei Marleen Steinkraus. Bei Horaciu Cenariu am Richard-Strauss-Konservatorium begann er – anfangs neben einem Maschinenbaustudium – seine Ausbildung zum Cellisten, die er bei drei der berühmtesten Cellisten ihrer Generation fortsetzen konnte: André Navarra, Daniel Schafran und Janos Starker. Er war Stipendiat am Banff Centre in Kanada, wo er u.a. von dem Geiger Zoltán Székely, Freund Béla Bartóks und Auftraggeber von dessen Violonkonzert, Unterricht bekam.

Von 1986 bis 2023 war Michael Veit 1. Solocellist im Staatsorchester Darmstadt. Am Staatstheater Darmstadt gibt es seit 1992 die von ihm gegründete und inspirierte Kammermusikreihe Soli fan tutti, die 2009 den Darmstädter Musikpreis erhielt. Drei bei Darlings Acustical Delight, Köln, produzierte CDs dokumentieren sein besonderes Interesse an zeitgenössischer Musik und der Zusammenarbeit mit Komponisten. Auf einer 2021 in den USA erschienenen CD mit Musik von Peter Gilbert ist er neben dem Arditti Quartett zu hören.

Michael Veit erhielt erste Einblicke in die historisch informierte Aufführungspraxis durch Mentoren wie Hermann Elsner (Richard Strauss Konservatorium), Marie Leonhard und Anner Bylsmer und wurde später inspiriert durch die Zusammenarbeit als Continuo-Cellist mit Dirigenten wie Ian Watson, Michael Schneider, George Petrou, Ruben Dubrowsky und Reinhard Goebel.

Silas Bischoff - Theorbe

geboren 1996 in Pforzheim, studierte klassische Gitarre an der Hochschule für Musik Würzburg bei Professor Jürgen Ruck und Laute an der Hochschule für Musik und Theater München bei Thomas Boysen. Im Juni diesen Jahres schloss er einen weiteren spezialisierten Masterstudiengang für Alte Musik bei Professor Julian Behr an der Schola Cantorum Basiliensis ab. Anschließend begann dort seine derzeitige Promotionstätigkeit im Rahmen eines Forschungsprojekts, das sich mit dem Lautenrepertoire im deutschsprachigen Raum zwischen 1450 und 1550 beschäftigt.

Er konzertierte schon mit renommierten Musikern wie dem Oboisten Albrecht Mayer oder dem Bass-Bariton Sir Bryn Terfel. Im Januar 2018 führte ihn die Neujahrstournee der Jungen Deutschen Philharmonie mit dem Pianisten Alexandre Tharaud und dem Dirigenten Ingo Metzmacher unter anderem in die Elbphilharmonie, die Kölner Philharmonie und den Wiener Musikverein. Im März 2020 nahm er als Lautenist an der Internationalen Bachakademie Stuttgart im Jungen Stuttgarter Bach-Ensemble unter Hans-Christoph Rademann teil. Als Gitarrist sowie als Lautenist konzertierte er im Staatstheater Darmstadt, im Theater Basel, in der Deutschen Oper Berlin, im Hassler-Consort, mit dem Gürzenich-Orchester Köln, dem Simon-Mayr-Chor, den Würth-Philharmonikern und den Bochumer Symphonikern sowie mit dem Klangforum Heidelberg bei den Schwetzinger SWR-Festspielen 2021.

Besonderes Interesse findet er an der Historischen Aufführungspraxis. Das bedeutet für ihn nicht nur, das Repertoire von Renaissance bis Romantik auf zeitgemäßen Instrumenten zu spielen, sondern sich auch mit den Quellen und Manuskripten, einer historisch informierten Interpretation sowie dem geschichtlichen Kontext zu beschäftigen, bis hin zum Versuch, die Denk- und Gefühlsweisen der damaligen Zeit nachzuempfinden.

Silas Bischoff ist Alumnus der Studienstiftung des Deutschen Volkes. 2020 erhielt er ein Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg. Seit Oktober 2021 ist er als Lehrbeauftragter für Gitarre an der Hochschule für Musik Würzburg tätig.

Peter Veit - Sprecher

Geboren in Würzburg, lebte ich seit fast 50 Jahren in der Nähe von München. In meiner großen Familie gab es keinen Fernseher – mein Vater besitzt bis heute  keinen – so war das Radio für mich von klein auf ein wichtiger Draht zur Außenwelt. Die sonntägliche Bachkantate gehörte zu meiner Kindheit genauso wie das allabendliche Betthupferl. Auf meinem kleinen Monoplattenspieler drehten sich die Pumuckl- und Lederstrumpf-Schallplatten mit den eindrücklichen Stimmen von Hans Clarin und Hellmut Lange, bald gab’s freitags die Hitparade und Pop nach 8 auf BAYERN 3. Dank dieser Grundausbildung kam ich mit einem kleinen Umweg über Radio Lindau und einer Ausbildung zum Toningenieur zum Bayerischen Rundfunk. Die gründliche Sprecherausbildung bei Dieter Traupe, später viele Privatstunden und eine Weiterbildung zum Atem-, Stimm- und Sprechtrainer nach Coblenzer/Muhar haben nicht nur meine Stimme geprägt.

Seit 1990 präsentiere ich in den Hörfunkprogrammen des BR die Nachrichten (bin auch nur einmal eingeschlafen…) und vieles andere. Ob als Trailerstimme des BR Fernsehens, in zahlreichen Produktionen des BR (zum Beispiel Die Stimme des Hörers – ARD Hörspiel des Jahres 2001), beim Sprechen von Off-Texten und Dokumentationen, in Hörbüchern, Sprachkursen oder auch Live auf der Bühne: immer haben mir mein Beruf und die Beschäftigung mit Stimme und Sprache großen Spaß gemacht. Und so soll es auch bleiben!

20. Dezember 2023