Das Ensemble nonSordino
Maria Reiter (Akkordeon), Esther Schöpf (Violine)
Peter Bachmann (Cello), Philipp Stubenrauch (Kontrabass)
gaben am 17.Oktober 2017 im Kupferhaus in Planegg ein Konzert für die Menschenrechte
Klingender Kampf für eine bessere Welt
„Konzert für Menschenrechte“ im Planegger Kupferhaus
Kann man für Menschenrechte kämpfen mit einem Konzert? Wie gut das tatsächlich funktioniert, bewies der Abend, zu dem die Würmtalgruppe von Amnesty International zusammen mit dem Würmtaler Helferkreis Asyl ins Planegger Kupferhaus eingeladen hatte. Zum einen kam der gesamte Erlös der gemeinnützigen Arbeit beider Organisationen zugute. Zum andern rezitierte Rundfunksprecher Peter Veit zwischen den Musikstücken Ausschnitte aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, wie sie 1948 in Paris von den Vereinten Nationen als Reaktion auf die Katastrophe des 2. Weltkriegs verkündet worden ist. So sehr den meisten Mitteleuropäern diese weltumspannend-normativen Ideale vertraut oder sogar selbstverständlich erscheinen, so erschütternd klingen sie zugleich vor dem Hintergrund der unablässigen Tagesmeldungen, sei es über Folterterror in Syrien, die Missachtung der Meinungs- und Informationsfreiheit in der Türkei, den Neo-Nationalismus bis ins innerste Mitteleuropa oder die Beschneidung des Asylrechts in unserem eigenen Land.
Die Musik von „nonSordino“ ließ dazwischen einfach aufatmen und aufhorchen. Das Quartett um den Cellisten Peter Bachmann mit Esther Schöpf (Violine), Maria Reiter (Akkordeon) und Philipp Stubenrauch (Kontrabass) machte seinem Namen alle Ehre, sich von niemandem einen „Dämpfer” aufsetzen zu lassen, obgleich sie dennoch vielfach das physikalische „Sordino” in ihrem meisterhaft dosierten Klangkaleidoskop verwendeten. Mit ungebändigter Spiellust und Klangfreude inszenierten die vier virtuosen Künstler ihre faszinierenden Bearbeitungen von klassischen Werken. Besonders bei den Vorlagen von Bach, Debussy, Satie und Gershwin konnten diese einen inneren Dialog entfalten, der den Zuhörer eher noch stärker packt als es die Originalkompositionen für ein Tasteninstrument allein vermögen. Umgekehrt litten die originalen Orchesterwerke von Mozart, Tschaikowski und Ravel keineswegs an der raffinierten Reduktion auf die vier kammermusikalischen Stellvertreter. Im Gegenteil: zauberhafter und atemanhaltender kann kein Symphonieorchester etwa den Arabischen Tanz aus der Nussknackersuite zelebrieren. Hinzu kam außerdem Peter Bachmanns Eigenkomposition über ein markantes Zitat aus dem Neuen Testament, die dem befreundeten Dichter Wolf Euba gewidmet ist, sowie die begeistert geforderte Zugabe aus den „Vier Jahreszeiten“ von Astor Piazzolla. Die energisch und zugleich locker-augenzwinkernd zwischen den Musikern hin und her jonglierten Klangbälle landeten schließlich allesamt in den Herzen des Publikums, wie es der häufige Zwischenapplaus zeigte. Großen Anteil an dieser feinsinnigen Interaktion hatten auch Peter Bachmanns in trocknem Schweizer Humor angebrachte Moderationen, die viele hilfreiche Hinweise zum Verständnis der folgenden Hörerlebnisse enthielten, ohne jemals in einen akademisch belehrenden Ton zu verfallen. Trauer und Schmerz der Menschen aller Zeiten und Regionen kamen so in der Musik ebenso herzergreifend zum Ausdruck wie ihr daseinsbejahender Humor und der Traum von der Schönheit einer besseren Welt, für die auch die ehrenamtlichen Mitglieder und Förderer der beiden veranstaltenden Vereine sehr viel Zeit, Kraft und materielles Eigentum einsetzen.
Planegg, 17.10.2017
Thomas Schaffert